Die Milestones des Bewerbungsprozesses
Marktforschung: Arbeitgeberumfeld
Zu Beginn Ihrer Bewerbungsaktivitäten sollten Sie
sich einen genauen Überblick über die momentane Situation auf dem
Arbeitgeberumfeld machen.
Am Besten markieren Sie das für Sie relevante Einzugsgebiet auf einer
Übersichtskarte. Berücksichtigen Sie dabei die Erreichbarkeit durch das für
Sie bevorzugt zu verwendende Verkehrsmittel. Erstellen Sie sich eine Liste der
für Sie potentiell geeigneten Firmen, welche Arbeitsplätze mit Ihrem
Qualifikationsprofil anbieten. Bedienen Sie sich dabei möglichst aktueller Medien,
wie Regionalzeitungen, Internet, Wirtschaftspresse, Branchenbücher,
Informationen von Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern usw.
Versuchen Sie dabei auch die aktuelle Wirtschaftslage der Firmen mit zu
recherchieren. Bevorzugt sollten Sie vor allem die aktuellen Stellenangebote
zur Erstellung Ihrer Liste berücksichtigen. Abschließend sollten Sie nun einen
qualifizierten Überblick über die gegenwärtige Lage an Ihrem regionalen Markt
erreicht haben.
Marktforschung: Potential der eigenen Qualifikation
Entsprechend der Untersuchung des
Arbeitgeberumfeldes sollten Sie als nächstes damit beginnen, Informationen
über die eigene Qualifikation einzuholen.
a) Versuchen Sie dabei herauszufinden, ob Ihre Qualifikationen noch aktuell
sind, d.h. den gegenwärtigen Anforderungen am Arbeitsmarkt genügen.
In die Bewertung sollten alle aktuellen Veränderungen einfließen, welche
durch die Veränderungen klassischer Berufsfelder durch die modernen
Zukunftsberufe verursacht werden. Beispiele sind hier "technischer Zeichner --->
CAD", "Maschinenbau ---> CNC", Buchhalter ---> EDV- gestützte
Finanzbuchhaltung/
Controlling usw.
Wichtigste Informationsquelle sind hier die Stellenanzeigen aus der Presse.
Versuchen Sie, aus den Anforderungsprofilen der Anzeigen abzuleiten, ob Ihr
eigenes Qualifikationsprofil diesen mehr oder weniger gut entspricht.
b) Versuchen Sie herauszufinden, in welcher konjunkturellen Situation sich die
Betriebe Ihrer Branche befinden. Die meisten Branchen durchleben heute
wellenförmig verlaufende Konjunkturzyklen. Der gegenwärtige Stand in diesem
Zyklus beeinflusst natürlich wesentlich die Erfolgsaussichten Ihrer Bewerbung.
c) Versuchen Sie herauszufinden, wie hoch der momentane Bedarf an Mitarbeitern
mit Ihrer Qualifikation am Arbeitsmarkt ist. Hierbei spielen auch
außerkonjunkturelle Einflußgrössen eine Rolle: z. B. Massenentlassungen eines
Betriebes in Ihrer Region, starke Abgänge aus Ausbildungsbetrieben oder
Einrichtungen oder auch in positiver Hinsicht die regionale Konzentration
vieler Betriebe einer Branche (Technologiezentren) mit dem entsprechenden
Mangel an geeigneten Mitarbeitern in der Region.
d) Überprüfen Sie Ihre Qualifikation auf die Möglichkeit bzw. auch auf die
Notwendigkeit, als Quereinsteiger in andere Arbeitsfelder oder Branchen zu
wechseln.
Nach Abschluss Ihrer Informationssuche sollten Sie ein realistisches Bild
Ihrer Fähigkeiten entwickelt haben, das sowohl Änderungen im technologischen
Umfeld als auch aktuelle Schwankungen im konjunkturellen Umfeld oder dem
momentanen Bedarf an Bewerbern Ihrer Qualifikation beinhaltet.
Gegenüberstellen des eigenen
Potentials mit dem Arbeitgeberumfeld
In einem dritten Schritt gilt es jetzt die
Erkenntnisse aus dem Potential der eigenen Qualifikation mit dem
Arbeitgeberumfeld zu vergleichen.
Die aus diesem Vergleich abzuleitende Strategie ist im Wesentlichen von Ihrer
gegenwärtigen Situation abhängig, weitgehend eben davon, ob Sie sich aktuell
in einem Arbeitsverhältnis befinden und den Faktor Zeit auf Ihrer Seite haben
(Warten können auf die richtige Gelegenheit oder auf eine bessere
konjunkturelle Situation) oder ob Sie derzeit ohne Beschäftigung sind.
Strategien bei hoher zeitlicher Flexibilität: Starten Sie
Initiativbewerbungen (Eigenbewerbungen) vorrangig bei den von Ihnen
bevorzugten Arbeitgebern. Wenn Sie mit Bewerbungen keine Erfahrungen haben,
starten Sie vorab ein paar "Versuchsbewerbungen", um nicht bei Ihrem
Wunscharbeitgeber die größten Fehler zu machen. Nutzen Sie alle potentiellen
Kontaktgelegenheiten, wie Messen, Ausstellungen, Tag der offenen Tür oder
ähnliches um Informationen, besser noch Kontakte oder Ansprechpartner zu
erreichen. Wenn Ihre Bewerbungen mit dem Vermerk versehen zurückkommen, dass
lediglich momentan keine freien Stellen vorhanden sind, jedoch grundsätzlich
Interesse besteht, sollten Sie Ihre Unterlagen beim Arbeitgeber belassen und
sich dort auch immer wieder mal in Erinnerung bringen. Wenn Sie nicht unter
Zeitdruck stehen, sollten Sie bei der Auswahl der möglichen Arbeitsplätze eher
an das obere Ende Ihrer Fähigkeiten gehen, um nicht Entwicklungs- oder
Karrierechancen zu vergeben.
Strategien bei geringer zeitlicher Flexibilität: Bewerben Sie
sich bei allen aktuellen Stellenausschreibungen, die Ihrem Fähigkeitsprofil
entsprechen. Berücksichtigen Sie die aktuelle Wirtschafts- und Tagespresse
sowie die Jobbörsen im Internet, wo meist recht kurzfristig Kontakte
herstellbar sind. Starten Sie nach Möglichkeit auch Initiativbewerbungen in
relevanten Bereichen. Wählen Sie nicht nur Ausschreibungen am oberen Ende
Ihres Fähigkeitspotentials. Erwägen Sie Möglichkeiten des Ausbaus Ihrer
Qualifikationen. Prüfen Sie die Chancen auf einen Quereinstieg in andere
Branchen/ Berufsfelder. Prüfen Sie, falls Ihr Fähigkeitsprofil in mehreren
Branchen einsetzbar ist (z.B. Maschinenbau), welche Branchen sich gerade in
einer positiven Konjunkturphase befindet und platzieren Sie dabei Ihre
Bewerbungen strategisch passend.
Strategien bei geringer Erfahrung mit Bewerbungen: Bewerben Sie
sich, wenn möglich ohne Zeitdruck, bei einer Reihe von Stellenausschreibungen
Ihres Profils um praktische Erfahrungen im Bewerbungsumfeld zu sammeln.
Vorrangig geht es erst einmal darum, Ihre Bewerbungsmappe zu entwickeln. Sie
sollte die Qualität besitzen, um beim potentiellen Arbeitgeber soviel
Attraktivität und Interesse zu wecken, dass Sie zu einem Vorstellungsgespräch
eingeladen werden. Dies stellt allgemein im Bewerbungsprozess die größte Hürde
dar, da auf Arbeitgeberseite zumeist nur 3 bis max. 5 Bewerber zu einem
Gespräch geladen werden. Dabei stehen wie immer im Leben nicht nur die harten
Fakten im Vordergrund, sondern auch die Präsentationsqualität der Unterlagen
und - ganz wichtig - die Formulierung und Ausgestaltung des Anschreibens. Aber
gerade hier gibt es auch die meisten Chancen, die eigenen Unterlagen mit mehr
oder weniger Computerfähigkeiten weiterzuentwickeln. Wer sich hier nicht
selbst wirklich interessante und gut gestaltete Unterlagen erstellen kann,
wird nur sehr selten die Vorladung zu einer Vorstellung bekommen und sollte
sich hierbei professioneller Hilfe bedienen. Der Gradmesser ist hier ganz klar
der Prozentsatz an Vorstellungsgesprächen im Verhältnis zur Zahl der
verschickten Bewerbungsmappen. Bei Ihren ersten Vorstellungsgesprächen sollten
Sie sich nicht zu sehr unter Druck setzen, sondern immer auch an den
Lerneffekt denken.
Erstellen der Bewerbungsmappe
Das zentrale Medium des Bewerbungsprozesses ist
mit Sicherheit auch heute noch die klassische Bewerbungsmappe. Wenn diese aus
der Sicht des Arbeitgebers nicht interessant oder attraktiv genug ist, können
Ihre fachlichen und persönlichen Fähigkeiten noch so hochwertig sein - Sie
vermindern hier die Chancen enorm, diese zeigen zu können. Für eine
erfolgreiche Bewerbungsmappe gibt es allerdings kein Patentrezept. Hier spielt
die individuelle Situation und die Datenlage eine große Rolle.
Die Bewerbungsmappe sollte klar strukturiert in folgende Elemente gegliedert
sein:
Anschreiben
Das Anschreiben stellt nach unserer Ansicht das wichtigste aber auch mit
Abstand schwierigste Element der Bewerbungsmappe dar.
Bei einer Initiativbewerbung wenden Sie sich hier an das Unternehmen
und nennen die Gründe für Ihre Bewerbung, nennen Ihre wichtigsten Fähigkeiten
und Ihre Beweggründe für die Bewerbung. Außerdem sollten hier ganz klar
positive Nutzenargumente aus der Sicht des Unternehmens im Mittelpunkt stehen.
Bei einer Bewerbung auf eine Stellenausschreibung gehen Sie im
Anschreiben auf diese Ausschreibung ein und schlagen sozusagen eine Brücke
zwischen Ihrem Qualifikationsprofil und dem Anforderungsprofil der
ausgeschriebenen Stelle. Auch hier spielen Motivation und Nutzenaspekte eine
große Rolle.
Im Anschreiben wenden Sie sich idealerweise namentlich an den in der
Stellenausschreibung genannten Sachbearbeiter.
Für den nicht geübten Laien ist es meist sehr schwer, ein passendes und
erfolgreiches Anschreiben zu formulieren. Auf der Seite der Bewerberauswahl im
Unternehmen spielt dieses Anschreiben, neben den fachlichen Fähigkeiten, die
wohl größte Rolle. Hier "verkaufen" Sie sich selbst, geben etwas von Ihrem
Stil, Ihrer Ausdrucksweise und Ihrem Verkaufstalent in eigener Sache preis,
denn auch als Mitarbeiter "verkaufen", sprich repräsentieren Sie später Ihr
Unternehmen oder seine Produkte. Hier gilt es deshalb auch ganz besonders,
dezent und keineswegs aufdringlich aufzutreten. Keinesfalls sollten Sie hier
übertreiben, zu Späßen neigen oder gar die Todsünde begehen, sich über frühere Arbeitgeber
negativ zu äußern. Wenn Sie annehmen, dass Ihre fachlichen Fähigkeiten die
ausschlaggebende Rolle spielen könnten, wird dies nur in den seltensten Fällen
(bei echten Spezialisten) der Fall sein, da dies für das Unternehmen eher eine
Grundvoraussetzung darstellt, die Ihre stärksten Mitkonkurrenten
wahrscheinlich ebenso aufweisen und Sie wahrscheinlich sowieso "on the job"
auf die speziellen Anforderungen des Unternehmens angepasst werden würden.
Das Anschreiben wird normalerweise lose der Bewerbungsmappe beigelegt.
Deckblatt mit Photo
Die Bewerbungsmappe selbst beginnt mit einem Deckblatt, auf dem ein aktuelles
Lichtbild platziert sein sollte.
Das Photo sollte aktuell, von hoher Qualität und deutlich größer als ein
Passphoto sein. Sie sollten der Position entsprechend angemessen gekleidet
sein und Sie sollten das Photo vorzugsweise in einem Photostudio aufnehmen
lassen und dabei auch den Verwendungsgrund nennen. An dieser Stelle sollten
Sie auf keinen Fall zu sparsam sein, da auch hier, wie so oft, der erste
Eindruck entscheidet.
Lebenslauf
Nach dem Anschreiben ist der Lebenslauf das wichtigste Element der Bewerbung.
Hier sollte chronologisch der gesamte Lebenslauf aus schulischer und
beruflicher Sicht dargestellt werden. Hilfreich ist hier eine optisch klar
aufbereitete zeitliche Gliederung, die es dem Leser leicht macht, den
Werdegang zu prüfen.
Wert sollten Sie vor allem auf eine lückenlose Darstellung der Zeiträume
legen. Beginnen Sie mit Geburtsdatum und Ort, anschließend mit den Schulzeiten
und den dazugehörigen Abschlüssen. Danach sollten Berufsausbildungszeiten und
ähnliches folgen. Abschließend werden die beruflichen Arbeitszeiten
aufgeführt.
Wichtig ist vor allem die lückenlose zeitliche Darstellung des Lebenslaufs, da
genau darauf von den Personalchefs geprüft wird. Führen Sie auch Zeiten ohne
Beschäftigung auf und geben Sie an, was Sie in diesen Zeiten gemacht haben.
Dokumente
Anschließend an den Lebenslauf sollten chronologisch geordnet die
Dokumente folgen. Hier sollten immer nur Kopien mitgeliefert werden. Hierzu
gehören schulische Abschlusszeugnisse, Berufsausbildungsdokumente, Zeugnisse
aus Arbeitsverhältnissen und auch Dokumente aus beruflicher und privater Fort-
und Weiterbildung, sofern diese für die jeweilige Bewerbung von Belang sind.
Äußerer Rahmen/ Technik
Bei der äußeren Form gibt es eine große Bandbreite an technischen Lösungen. Im
Normalfall sind Standardbewerbungsmappen oder Präsentationsmappen mit
Klemmschienen ausreichend. Bei sehr hochwertigen oder wichtigen Bewerbungen
kommen im Einzelfall auch edlere Varianten wie Thermobindung oder eine echte
gebundene Mappe vom Buchbinder in Frage. Gedruckt und kopiert werden sollte
auf hochwertigem, weißen Papier (im Normalfall kein Recyclingpapier, außer Sie
bewerben sich bei Greenpeace), in besonderen Fällen auch mal auf Briefpapier
mit Wasserzeichen. Das Layout aller Seiten sollte einheitlich sein, vor allem
die Formate wie Schriftarten, Kopf- und Fußzeilen, Seitenränder oder
graphische Elemente. Die Bewerbungsunterlagen sollten orthographisch absolut
fehlerfrei sein, es sollten sich hier also keinerlei Schreib- und
Ausdrucksfehler finden lassen.
Strategische Ausrichtung
Die schriftliche Bewerbung per Bewerbungsmappe stellt zunächst die größte
Herausforderung im Bewerbungsprozess dar, d.h. wenn Sie es damit nicht
schaffen, in die Auswahl zu einem Vorstellungsgespräch zu kommen, sind
sämtliche Bemühungen vergebens, egal, wie groß Ihre Motivation oder Ihre
beruflichen Fähigkeiten sind.
Ganz einfach gesagt ist es so, dass diese Bewerbungsmappe Ihr einziges Werkzeug
ist, um sich gegenüber vielleicht 100 weiteren Bewerbern durchzusetzen.
Deshalb sollte diese Mappe möglichst perfekt und interessant gestaltet, sowie
unbedingt vollständig ausstatten. Gründe, die hier zum Ausscheiden aus dem
Bewerberkreis führen, sind meist schlecht formulierte Anschreiben,
unvollständige Lebensläufe, fehlende Unterlagen und qualitativ schlechte
Ausführung. Weitere Informationen dazu im Kapitel Entscheidungsprozess im
Unternehmen.
Bewerbung auf Stellenangebote
Neben den wichtigen Formalien, die in den
vorangegangenen Kapiteln bereits dargestellt wurden, ist es hier wichtig, dass
Sie im Anschreiben besonders auf die individuellen Gegebenheiten des
Stellenangebots eingehen. So sollten sie besonders herausstellen, wenn Sie in
anderen Beschäftigungsverhältnissen bereits Erfahrungen mit den in der
Ausschreibung geforderten Fähigkeiten gemacht haben. Konzentrieren Sie sich
ganz darauf und lassen Sie andere, in diesem Fall nicht relevante Aspekte
außen vor. Wenn Sie hier tiefere oder gar in Teilbereichen Spezialkenntnisse
haben, gehen Sie im Anschreiben präzise darauf ein. Stimmen Sie auch Ihre
Dokumente darauf ab. Benennen Sie im Anschreiben immer den in der
Ausschreibung genannten Ansprechpartner mit Namen. Denken Sie daran, den
Nutzen Ihrer Qualifikation für das Unternehmen in den Vordergrund zu stellen.
Weniger sollten Sie darüber formulieren, was Sie noch alles planen oder
vorhaben oder sich erwarten - hier zählen nur Fakten und ein möglicher Nutzen
für das Unternehmen. Das Unternehmen wird immer aus Kosten/
Nutzengesichtspunkten bewerten. Denken Sie daran, dass jede Einstellung für
das Unternehmen eine Investition bedeutet, deren positiver Nutzen nicht sicher
und selbstverständlich ist. Stellen Sie sich selbst die Frage, warum das
Unternehmen anhand der Bewerbungsunterlagen gerade Sie in die engere Wahl
ziehen sollte.
Initiativbewerbung
Im Gegensatz zu einer Bewerbung auf ein
konkretes Stellenangebot sind Sie hier nicht in der Lage, sich spezifisch auf
eine bestimmte Anforderung einzustellen. In diesem Fall sind Sie gezwungen,
möglichst viel Informationen über das Unternehmen zu sammeln, um den möglichen
Bedarf genauer einschätzen zu können. Wenn Sie keine genaueren Informationen
recherchieren können, stellen Sie ganz allgemein Ihre Qualifikationen und eine
genaue Beschreibung Ihrer beruflichen Erfahrungen sowie Ihrer
Leistungsbereitschaft in den Vordergrund der Bewerbung. Bitten Sie um ein
Vorstellungsgespräch, um ein mögliches gegenseitiges Interesse präzisieren zu
können.
Der Vorteil bei einer gut gemachten Initiativbewerbung ist, dass Sie keine
direkten Konkurrenten für ein Vorstellungsgespräch haben, wie dies bei einer
Stellenausschreibung der Fall ist. Allerdings müssen Sie eben damit rechnen,
dass dieser Arbeitgeber im Moment keine Bedarf an neuem Personal hat. Deswegen
muss Ihre Bewerbung qualitativ sehr hochwertig und/ oder interessant sein,
damit Sie eine Chance zur Vorstellung bekommen. Möglicherweise hat der Arbeitgeber nur
zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Bedarf, und es besteht die Möglichkeit,
dass Sie später berücksichtigt werden können.
Feedback
Das Feedback auf Ihre Bewerbungen ist für Sie
der Gradmesser, ob Ihre Bewerbung insgesamt schon qualitativ hochwertig genug
ist oder strategisch richtig ausgerichtet ist. Wenn der größte Teil oder alle
Bewerbungsmappen auf eine Stellenausschreibung ohne die Einladung zu einem
Vorstellungsgespräch zurückkommen, besteht die sehr schwierige Aufgabe darin,
herauszufinden, woran dies gelegen hat.
Generell können Sie davon ausgehen, dass in dem Absageschreiben der
Arbeitgeber fast nie die wirklichen Gründe für eine Absage genannt werden, da
dies eben sehr persönliche, oft eben auch rein subjektive, sachlich nicht
nachvollziehbare oder schwer erklärbare Gründe sind. Die Unternehmen
befürchten um Ihren guten Ruf, wenn diese Gründe dem Bewerber genannt werden,
da diese von den Bewerbern im Normalfall persönlich genommen werden und kaum
auf sachliche Bewertungen treffen werden. Die Unternehmen befürchten einfach
auch den Aufwand, qualitativ begründete Absagen dann noch verbal in
Telephonaten der nachfragenden Bewerber begründen zu müssen, sich
möglicherweise sogar auf dem Rechtsweg verteidigen zu müssen. Das Fazit dieser
Ausführungen ist auf jeden Fall, dass Sie auf dem schriftlichen
Absageschreiben so gut wie nie eine ehrliche Begründung erhalten werden.
Größer sind Ihre Chancen, wenn es Ihnen gelingt, nach einer Absage den
entsprechenden Personalentscheider im Unternehmen telephonisch zu erreichen
und diesen um eine sachliche, vertrauliche Begründung zu bitten. Machen Sie
dabei aber deutlich, dass es Ihnen hierbei nicht um eine Aufhebung der
Absageentscheidung geht, sondern um eine Information, die Ihre Chancen bei
weiteren Bewerbungen erhöht. Wenn Sie viele Absagen erhalten, insbesondere auf
Stellenausschreibungen, und wenn diese auch noch im Schnitt relativ schnell
nach Einreichen der Bewerbungsunterlagen eintreffen, sollten Sie dieses
Instrument der persönlichen Nachfrage auf jeden Fall nutzen.
Generell kann man ein Scheitern in dieser Bewerbungsphase auf zwei Hauptgründe
zurückführen:
Entweder stimmt 1. die strategische Ausrichtung Ihrer Bewerbung nicht, das
heißt, Sie sind für die ausgeschriebene Stelle nicht ausreichend qualifiziert
oder besitzen nicht genügend Berufserfahrung oder ähnliches. Dann haben Sie
sich möglicherweise auf die falsche Stelle oder in der falschen Branche
beworben. Gründe könnten im Einzelfall auch eine Überqualifikation oder zu
hohe Gehaltsvorstellungen sein, falls Sie sich zu solchen haben hinreißen
lassen.
Oder es stimmt 2. die inhaltliche oder formale Qualität Ihrer Bewerbungsmappe
nicht. Dies ist nach unseren Erfahrungen sehr sehr häufig der Fall und
verhindert oft, dass eigentlich gute Fachleute eine angemessene Chance
erhalten. Näheres dazu im Kapitel Entscheidungsprozess im Unternehmen.
Im schlimmsten Fall sind beide KO-Kriterien mit im Spiel.
Wenn es Ihnen gelingt, hierzu die Gründe herauszufinden, können Sie konkret an
einer Verbesserung arbeiten, z.B. daran, Ihre Bewerbungsmappe zu optimieren.
Wenn die Situation der Absagen permanent anhält und/ oder Sie keine Gründe für
die Absagen finden können, obwohl Sie sich nach Ihrer Ansicht auf angemessene
Stellenausschreibungen beworben haben, sollten Sie zu professioneller Hilfe
von Personal- oder Bewerbungsberatern greifen, die Ihre Situation einmal
grundlegend analysieren und Ihre Bewerbungen strategisch und formal korrekt
aufstellen.
Entscheidungsprozess im Unternehmen
Wenn Sie häufig Absagen auf Bewerbungen
erhalten, ist es vielleicht interessant für Sie, zu erfahren, wie diese
Entscheidungsprozesse in den Unternehmen denn ungefähr ablaufen. Sehr stark
muss hierbei zwischen größeren und kleineren Unternehmen unterschieden werden.
Die nachfolgenden Ausführungen sind hier tendenziell entsprechend zu bewerten,
müssen aber nicht in allen Fällen so zutreffen.
A) In kleineren Unternehmen gibt es im Normalfall keine eigenen
Personalabteilungen mit professionellen Entscheidern. Dies ist in der Regel
erst bei Unternehmen mit mehr als 200- 400 Mitarbeitern der Fall. Die
eingehenden Bewerbungen werden entweder in Sekretariaten oder kaufmännischen
Abteilungen vorsortiert oder bearbeitet oder Sie werden gleich zur Chefsache
erklärt und landen auf den Schreibtischen der Inhaber oder Geschäftsführer. Im
Normalfall wird dort nicht professionell genug entschieden, sondern es werden
subjektive Eindrücke (zu) stark bewertet. In der Praxis sind die ersten zwei
Eindrücke, die von Ihrer Bewerbungsmappe entstehen, folgende:
1. Der äußere Eindruck: Form, Gestaltung, Layout, Papierqualität,
Heftung usw.
dann unmittelbar danach (nach dem ersten "in die Hand nehmen")
2. Das Bewerbungsphoto
Hier spielt bei fast allen Entscheidern, die ja auch alle nur Menschen sind,
ein mehr oder weniger starkes Sympathie- oder Antipathiegefühl eine Rolle. Nun
werden Sie sagen, dass Sie für Ihr Gesicht weder etwas dafür können, noch die
Möglichkeit einer Veränderung gegeben ist, zudem dies ja nicht ausschlaggenend
sei, da ja Ihre fachlichen Qualitäten zählen müssten. Dies mag zwar alles
richtig sein, ändert an dem ersten Eindruck jedoch nichts - und - wie Sie
wissen, gibt es für den ersten Eindruck keine zweite Chance. Beeinflussbare
Faktoren sind hier zwar nicht Ihr Gesicht, jedoch ganz stark die Qualität der
Aufnahme (nur professionelle Aufnahmen aus dem Studio!!!), sowie die Wahl der
richtigen Bekleidung (Kleider machen Leute). Dann das Ganze noch in der
richtigen Größe (z.B. 6 x 9 cm) und ein freundlicher Gesichtsausdruck (die
Zähne müssen sichtbar sein!), dann sieht die Sache schon viel besser aus.
Natürlich wird auch bei kleineren Unternehmen erst einmal danach sortiert,
welcher Bewerber die fachlichen Anforderungen erfüllt, in der Praxis sind dies
jedoch meisten deutlich mehr, als Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch
eingeladen werden sollen/ können.
Weitere Auslesefilter sind hier z.B. unvollständige Unterlagen, wo der
Bewerber noch Unterlagen nachreichen will (diese Bewerbungsmappen landen im
Normalfall sofort in der Ausgangspost!), zu hohes Alter (da wird es leider
vielfach schon ab 40 Jahren deutlich schwieriger), häufige Stellungswechsel im
Lebenslauf, nicht sofortige oder passende Verfügbarkeit oder Sonderwünsche des
Bewerbers. Wenn es auf eine Stellenausschreibung sehr viele Bewerbungen gibt
(oft mehrere Hundert), bleibt den Sachbearbeitern kaum Zeit für eine
umfassende Lektüre; da sorgen dann schon kleine Mängel (Schreibfehler im
Anschreiben....) für ein schnelles Knock Out.
Nach diesen mehr oder weniger objektiven Auslesefiltern, bleiben dann
vielleicht noch 5 - 10 Prozent der Bewerber übrig. Das Ziel bei den meisten
Unternehmen ist es, am Schluss der Auslese noch 3 - max. 5 Bewerber in der
Entscheidung zu haben. Gerade in dieser letzten Reduzierphase spielen oftmals
wieder subjektive Bewertungen eine große Rolle, da dann meist firmenintern
Kollegen und Vorgesetzte des möglichen neuen Mitarbeiters mit zur Entscheidung
einbezogen werden und diese oft nicht nur aus fachlicher Sicht urteilen,
sondern mit wem sie vermeintlich "am beste können". Diese Endauswahl wird dann
zu einem Gespräch eingeladen. Bei kleineren Unternehmen geht dieses ganze
Prozedere meist relativ schnell vonstatten, üblich sind hier Zeiträume
zwischen 2 und 4 Wochen.
B) In größeren Unternehmen laufen die Personalentscheidungsprozesse
zumeist weitaus professioneller. Dies bringt aus Sicht des Bewerbers Vor- aber
auch Nachteile mit sich. Die Vorteile liegen in der größeren Objektivität in
der Auswahl, mehr Fachverstand bei der Beurteilung der persönlichen und
fachlichen Einschätzung und geordneter, systematischer Abläufe. Außerdem
können Sie dort eher zuverlässige Aussagen zum Stand und zur Beurteilung Ihrer
Bewerbung erwarten.
Der "Nachteil" liegt in den höheren Ansprüchen an den Bewerber, seine
Qualifikation, die Bewertung seiner bisherigen Tätigkeiten und des
Lebenslaufes insgesamt. Hier werden auch Lücken und nichtlineare Entwicklungen
stärker hinterfragt. Die Bewerberzahlen sind bei größeren, vor allem bei den
etablierten Firmen meist noch größer als bei den kleineren Unternehmen.
Deshalb gelten hier die Auslesekriterien ebenso, vielleicht noch stärker als
bei den kleinen Firmen. Es zählen vor allem die Faktoren: äußere Form und
Attraktivität der Bewerbung, sowie die Qualität der Bewerberfähigkeiten.
Abschließend sei hier noch erwähnt, dass die Dauer des Auswahlprozesses hier
in der Regel deutlich höher liegt als bei den kleineren Unternehmen. Zeiträume
von 2 - 3 Monaten sind hier absolut normal und Sie sollten nicht schon nach 2
Wochen die Personalabteilung mit Nachfragen nerven.
Vorstellungsgespräche
Wenn Sie endlich das Glück haben, zu einem
Vorstellungsgespräch eingeladen zu sein, sollten Sie noch wissen, das Sie hier
noch die Konkurrenz von ca. 3 - 5 Mitbewerbern haben. Bei größeren Firmen
sollten Sie damit rechnen, dass es beim ersten Vorstellungsgespräch in der
Regel kaum zu einer Entscheidung oder Zusage kommen wird, da erst alle
Bewerber gesehen werden wollen. Nach diesen Vorstellungen werden zumeist dann
zwei Finalisten zu einem zweiten Gespräch eingeladen. Im Prinzip läuft dies
auch bei kleineren Unternehmen so, wobei Sie hier eher mal die Chance haben,
schon beim ersten Vorstellungsgespräch eine Zusage zu bekommen, wenn Ihnen
eine überzeugende Vorstellung gelingt.
Tipps zum Ablauf des Vorstellungsgesprächs sind ein eigenes Thema und würde
hier den Rahmen sprengen, zumal hier sehr stark die bewerberindividuellen
Fähigkeiten eine Rolle spielen und allgemeingültige Tipps kaum noch geeignet
sind. Nur ein Tipp an dieser Stelle: Seien Sie sich selbst!!! Treten Sie wie
zu einem ganz normalen Gespräch an, lernen Sie keine Passagen oder Sätze
auswendig und äußern Sie ruhig, sachlich aber überzeugend Ihre Aussagen.
Halten Sie Augenkontakt zu Ihrem Gegenüber und begrüßen und verabschieden Sie
diese(n) mit einem festen Händedruck.
Ganz große Firmen besetzen die wichtigen Positionen mit dem Auswahlinstrument
Assessment-Center. Hier kommen zahlreiche ausgetüftelte Auswahlverfahren zum
Einsatz, wobei hier auf die diesbezügliche einschlägige Literatur verwiesen
werden soll.
Insgesamt halten wir die Anforderungen, unter die letzten Bewerber zu kommen,
die dann auch zu einem Gespräch eingeladen werden, für weitaus schwieriger als
das, was dann folgt, da Sie die nachfolgenden Dinge selbst aktiv mitgestalten
und beeinflussen können, für die vorgelagerten Prozesse aber von
Unwägbarkeiten und subjektiven Einflüssen abhängig sind. Deshalb sollten Sie
hier auch größere Zahlen von Absagen keinesfalls persönlich nehmen und Ihr
Selbstwertgefühl damit belasten.
Vertragsabschluss
Da wir hier keine Rechtsberatung leisten
können und wollen, hier nur ein paar allgemeine Ausführungen: Denken Sie
daran, dass Sie im Verlauf der Vorstellungsgespräche zahlreiche gegenseitige
Aussagen treffen. Auch von Seiten des Arbeitgebers wird es Aussagen bzw.
Zusagen oder Versprechen geben. Dokumentieren Sie diese erst einmal für sich
mit. Was von diesen Zusagen nicht im Entwurf des Arbeitsvertrages enthalten
ist, wird für den Arbeitgeber unverbindlich bleiben und nach geraumer Zeit
weiß wahrscheinlich niemand mehr etwas davon, insbesondere wenn die
beteiligten Personen später z.B. durch Arbeitsplatzwechsel o.ä. nicht mehr
greifbar sind. Versuchen Sie also durchzusetzen, dass diese Dinge auch in den
Arbeitsvertrag aufgenommen werden. Nach Vertragsunterzeichnung wird Ihnen dies
nicht mehr gelingen. Grundsätzlich sollten Sie aber vorsichtig sein, in dieser
Phase mit hartnäckigen Forderungen die Situation zu belasten. Klar vereinbarte
Dinge sollten sich aber im Vertrag widerspiegeln. Den Vertragsentwurf sollten
Sie in Ruhe durchlesen, am Besten zur Prüfung mit nach Hause nehmen.
Abschließend möchten wir Ihnen nun viel Erfolg bei Ihren Bewerbungen und Ihrem
weiterem beruflichen Fortkommen wünschen. Wenn wir dazu einen kleinen Beitrag
leisten konnten, hat sich der Zweck dieser Internetseiten erfüllt.
Ausdrücklich möchten wir Sie an dieser Stelle darauf hinweisen, dass
die auf diesen Internetseiten dargestellten Inhalte ausschließlich die
Meinungen der Autoren darstellen und rein unverbindlich sind.
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